Die besten Filme des Jahres 2024
Filme im Kino werden immer schlechter und es lohnt sich so gut wie gar nicht mehr. Fressende und plaudernde Kinozuschauer*innen spielen mit ihren Mobiltelefonen und nerven ambitioniertes Publikum zusätzlich. Hier ist meine subjektive Auswahl der besten Filme auf Leinwand und Mattscheibe. Dieses Jahr wurden es nur fünf Filme, denn interessante Filme sind inzwischen schwer zu finden.
Einige Filme hätten mich interessiert. Aber sie liefen zu unattraktiven Zeiten in unattraktiven Kinos. Da war ich dann am Überlegen, schaffte es aber doch nicht.
Nicht gesehen: THE SUBSTANCE
Als ich zuerst von diesem Film erfuhr, war ich eher abgeneigt, da ich ein uninteressantes Problemwerk erwartete. Zahlreiche Videokritiken ließen mich meine Meinung ändern und THE SUBSTANCE taucht auch in einigen Jahres-Bestenlisten auf. Inzwischen läuft er an wenigen Tagen in einem kleinen Kino. Das ist dann auch eher Schuld der Kinobetreiber. Selbst in den so genannten Arthouse-Kinos in Frankfurt laufen in den großen Kinos – ca. 200 Plätze – GLADIATOR II und EMILIA PEREZ, die wirklich überall laufen.
Lobende Erwähnung: GODZILLA MINUS ONE [Gojira Mainasu / ゴジラ-1.0]
Japan 2023, von Takashi Yamazaki, mit Ryunosuke Kamaki, Minami Hamabe, Yuki Yamada
Im Zweiten Weltkrieg landet ein japanischer Kampfpilot auf einer Pazifikinsel. Er und die anderen Soldaten werden vom prähistorischen Saurier Godzilla angegriffen. Später fällt der Saurier in der Großstadt Tokio ein und verursacht Zerstörung, Angst und Tod. Im Vordergrund stehen nicht Materielschlachten mit und gegen Godzilla. Es gibt auch keine anderen Riesenmonstern, mit denen sich Godzilla prügelt. Im Mittelpunkt stehen menschlicher Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft und das macht diesen japanischen Godzilla-Film wirklich großartig. GODZILLA MINUS ONE schrieb Filmgeschichte, denn zum ersten mal wurde hier ein nicht in den USA produzierter Film mit einem OSCAR für die besten visuellen Effekte ausgezeichnet. Und diese Effekte sehen wirklich großartig aus, wobei die Produktionskosten von GODZILLA MINUS ONE nur 15 Millionen Dollar kosteten.
GODZILLA MINUS ONE startete in wenigen Kinovorstellungen im Dezember 2023. Ich sah ihn in einer letzten 2024er Einzelvorstellung und nehme ihn daher hier außer Konkurrenz in meine 2024er Bestenliste auf.
5. FURIOSA
Australien, von George Miller, mit Anna Taylor-Joy, Alyla Browne, Chris Hemsworth, Tom Burke, Lachy Hulme
FURIOSA erzählt die Vorgeschichte der einarmigen Kriegerin Imperator Furiosa aus MAD MAX FURY ROAD und hat zweifellos nicht die Klasse und Intensität des epochalen 2014er Meisterwerks FURY ROAD, einem der besten Filme des vorigen Jahrzehnts. FURIOSA ist trotzdem immer noch ein großer Film und George Miller ist ein großer Regisseur. Kein großer Schauspieler aber eine große und positive Überraschung ist der australische Schauspieler Chris „THOR“ Hemsworth, der fast nie gute Rollen in fast nie guten Filmen spielt. Hier spielt der auf Helden-Action-Rollen festgelegte Hemsworth den brutalen Verbrecherhäuptling Dementus. Er hat viel Spaß daran, gegen sein sonstiges Rollenschema besetzt zu sein und mal richtig die Sau raus zu lassen, und das sieht man ihm an und das tut dem Film gut.
4. DER KURIER [EL CORREO]
Spanien, von Daniel Calparsoro, mit Aron Piper, Maria Pedraza, Laura Sepul, Jose Manuel Poga, Luis Zahera und Luis Tosar
Der junge Gelegenheitsarbeiter Ivan macht bei einem Lieferauftrag die Bekanntschaft einer dubiosen Familie Escamez, die durch Geldgeschäfte reich wurde. Er bietet sich für Kurierdienste und Geldtransporte an, macht immer mehr Geschäfte mit immer mehr Leuten und kommt auf die Idee, sich mit einem Partner als Geldwäscher selbstständig zu machen. Ivan & Co. Machen jede Menge schnelles Geld und genießen Luxus, Sex und Parties.
In den Jahren 2002 und 2003 und danach kam es durch die Einführung des Euro zu lukrativen Geschäftsmodellen der Finanzkriminalität, die hier in der Handlung sehr geschickt aufgearbeitet werden. Den Geschäftsmann Escamez spielt Luis Tosar, einer der bestenlebenden Schauspieler des Universums [SLEEP TIGHT, MENES DUERMES]. Es ist wirklich schade, dass die Filme aus einem der produktivsten und kreativsten europäischen Filmlandes kaum das Licht einer deutschen Leinwand erblicken und hier nur auf DVD oder bei Streamern – hier Netflix – zu sehen sind.
Nicht gesehen: POOR THINGS
Großbritannien, von Yorgos Lanthimos, mit Emma Stone, Mark Ruffalo, Willem Dafoe
Ich mag Emma Stone nicht. Ihren OSCAR 2017 für ihre Rolle im schwachen Musical LA LA LAND fand ich unverdient, gegönnt hätte ich ihn eher der starken Isabelle Huppert. Ich mag sie einfach nicht und das wird so bleiben.
3. DES KÖNIGS LAND / KINGS LAND [BASTARDEN]
Dänemark, von Nikolaj Arcel, mit Mads Mikkelsen, Amanda Collin, Simon Bennebjerg, Gustav Lindh, Kristine Kujath Thorp
Es ist immer wieder merkwürdig, dass ein deutscher Filmverleih auf die Idee kommt, einen ausländischen Film mit einem ganz anderen Originaltitel mit einem englischen Verleihtitel zu veröffentlichen, der nichts mit Originaltitel zu tun hat. Hier: KINGS LAND.
Im 18. Jahrhundert bringt der dänische König Friedrich eine Erlass, die jütländische Heide urbar zu machen und zu besiedeln. Der Ex-Soldat Ludvig Kahlen bewirbt sich um ein Gebiet und erhält den Auftrag der dänischen Rentenkammer im Namen des Königs. Das gefällt aber nicht dem Gutsherrn Frederik de Schinkel. De Schinkel versucht Kahlen mit Geld, Einschüchterungen und Überfällen von seinem Plänen abzubringen. Angeworbene Arbeiter und Siedler werden überfallen und vertrieben. Kahlen bleibt stur und lässt sich durch nichts und niemanden von seinen Plänen abbringen.
Dänemarks Weltstar Mads Mikkelsen spielt sich die Seele aus dem Leib und wurde für diese Rolle mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet. So ist prinzipiell erst einmal jeder dänische Film mit diesem grandiosen Schauspieler sehenswert und gehört fast zwangsläufig in eine Jahres-Bestenliste.
2. DES TEUFELS BAD
Österreich, Deutschland, von Veronika Franz und Severin Fiala, mit Anja Plaschg, David Scheid, Natalia Baranova, Lukas Walcher, Claudia Martini und Maria Hofstätter
Der Film spielt im oberösterreichischen Gebirgsland um 1750. Bereits die erste Szene lässt uns erstarren. Eine Frau mit einem Säugling im Arm nähert sich einem Wasserfall und lässt das Kind absichtlich in die Tiefe fallen. Sie geht zur Polizei, gesteht die Tat, wird verurteilt und hingerichtet und ihre enthauptete Leiche wird am Tatort ausgestellt. Hintergrund dieses irrationalen Verhaltens ist, dass Selbstmord als schwere Sünde galt, die in die Hölle führte. Dagegen konnte bei Mord und entsprechender Verurteilung die Sünde vergeben und der Weg ins Himmelreich gefunden werden. Es gibt etwa 500 dokumentierte Fälle aus dem österreichischen und deutschen Alpenraum und auf diesen Forschungen basiert die Geschichte.
Die junge Agnes wird mit dem spröden Wolf verheiratet und lebt mit ihm in einer kargen und düsteren Hütte. Sie führt ihm den Haushalt und er vernachlässigt sie. Ihre dominante und herrschsüchtige Schwiegermutter macht das Zusammenleben noch schwerer und Agnes entwickelt eine Depression, die immer schwerer und schlimmer wird. Agnes wünscht sich sehr ein Kind, aber ihr Mann Wolf kann oder möchte seinen Teil dazu nicht beitragen. Trost versucht Agnes, in der freien Natur zu finden, wo sie Tiere und Pflanzen beobachtet und studiert. Agnes hat mit schlimmer werdenden Depressionen den Wunsch, aus dem Leben zu scheiden und entschließt sich, in der Schlussphase zu einem schrecklichen Verbrechen. Auch sie wird hingerichtet. Das Verhalten der gesamten Dorfgemeinschaft bei der Hinrichtung und danach lässt uns fassungslos zurück.
Die gefangenen und ausgelegten Karpfen sind echt. Dazu wurde mit echten Fischern zusammen gearbeitet. Die Schlachtung einer Ziege ist echt. Die Ziege musste aus Krankheitsgründen eingeschläfert werden und die tote Ziege wird vor der Kamera gehäutet und zerlegt. Da muss ich mich abwenden.
Vergessen wir TERRIFIER 3. Das hier ist der härteste Film des Jahres. Dabei wird die körperliche Gewalt sehr sparsam eingesetzt, während die psychische Gewalt kaum zu ertragen ist.
Hauptdarstellerin Anja Plaschg ist hauptberuflich Musikerin, Sängerin und Komponistin; davor war sie als Schauspielerin in drei Filmen zu sehen. Sie hatte den Auftrag, die Filmmusik zu komponieren und bekam dafür das Drehbuch. Davon war sie so begeistert, dass sie sich um die Hauptrolle bewarb. Anja Plaschg bekam Probeaufnahmen und dann die Hautrolle und sie leistet Großartiges.
Das Regieduo Veronika Franz und Severin Fiala machte bereits vor zehn Jahren mit ihrem Regiedebut ICH SEH ICH SEH einen hervorragenden Eindruck, der für mich zu den besten Filmen des vorigen Jahrzehnts gehört.
1. DER JUNGE UND DER REIHER [Kimitachi wa Dō Ikiru ka / 君たちはどう生きるか]
Japan, Animationsfilm von Hayayo Miyzaki
Der zwölfjährige Mahito kommt aus der Großstadt in die Provinz, um bei seinem Vater und dessen neuer Ehefrau zu leben. Seine Mutter kam beim Brand eines Krankenhauses im Krieg um und er trauert sehr. In seinem neuen Zuhause macht Mahito die Bekanntschaft eines sprechenden Reihers, dem mit der Zeit ein Menschenkopf aus dem Schnabel wächst. Seine Schwiegermutter wird entführt und Mahito macht sich auf, um sie zu finden und zu retten.
Der Zweite Weltkrieg umgibt uns hier ständig sehr subtil. Der Vater ist Rüstungs- und Munitionsfabrikant. Ein Bahnhofsschaffner, den Mahito sympatisch findet, ist eines Tages nicht mehr da und wurde offensichtlich zum Kriegsdienst eingezogen.
DER JUNGE UND DER REIHER ist nicht das ganz große Meisterwerk wie sein 2001er Geniestreich CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND, aber auf jeden Fall ganz großes Kino voller Magie und voller visueller und erzählerischer Virtuosität.
Regisseur Hayayo Miyazaki bekam nach CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND den zweiten verdienten OSCAR für den besten Animationsfilm. Er ist inzwischen 85 Jahre alt, beendete bereits mehrfach seine Karriere, wurde aber zum Glück immer wieder rückfällig, da er immer wieder neue und großartige Ideen hat.
Einzelne Sondervorstellungen im Kino gab es im Dezember 2023, offizieller Kinostart war aber im Januar 2024, daher kommt der Film in meine 2024er Bestenliste. In der ersten Spielwoche sah ich dieses großartige Werk in der Originalfassung mit Untertiteln im größten Kino in der Frankfurter Umgebung, dessen fast 700 Plätze zu etwa 2/3 gefüllt war und hier waren nicht die Kinder in der Überzahl.
Nicht gesehen: CITY OF DARKNESS
China, Hong Kong, von Soi Cheang
Der Gangsterfilm, der in Hong Kong spielt, hätte mich sehr interessiert. In Frankfurt lief er nur in einem kleinen 80-Plätze-Kino. An zwei Wochenenden spielte ich mit dem Gedanken, hinzufahren. Einmal regnete es stark und einmal ging es mir nicht gut. Der nächste Spielort war in Wiesbaden und das Kino hat immerhin über 200 Plätze. Dorthin wäre ich ohne Auto sondern mit Fahrrad und S-Bahn über eine Stunde unterwegs gewesen und dann hatte ich doch keine große Lust. Inzwischen läuft COD bundesweit in insgesamt sieben Städten, während in allen Spielstätten die üblichen Produkte von GLADIATOR II bis Marvel-Action-Gülle gezeigt werden, gerne auch in mehreren Kinos zeitversetzt. Das ist schon sehr traurig. Dass CITY OF DARKNESS bereits Ende Januar, Anfang Februar auf DVD / Blue Ray erscheinen wird, macht auch nicht viel Lust, in kleine Kinos zu gehen.
S. auch:
Die schlechten Filme des Jahres 2024
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